Spektrum 2014 - Eine Retrospektive Montag, 4. August

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ls ich mir zum ersten Mal das Line-Up des Spektrum 2014 ansah, war ich doch leicht verwundert. Wer kommt auf die Idee, dass Haftbefehl und Neneh Cherry eine Bühne teilen sollten? Würde Frau Cherry jemals begreifen, wer der Babo ist? Und gibt es eine Schnittmenge von Fans, die beide Künstler mögen? Aber gut, deswegen heißt die Veranstaltung vermutlich auch Spektrum. Es geht um die Bandbreite.

Ich habe mich wirklich reichlich überreden lassen, die Reise nach Wilhelmsburg anzutreten und muss mich nun 2 Tage später recht herzlich für den wundervollen Tag bedanken. Danke Dave, danke Spektrum.

Nach erfolgreicher Odyssee gen Wilhelmsburg erreichen wir das Festival-Gelände und wurden von den entspannten Ordnern zum Ort des Geschehens geschleust.
Teesy haben wir verpasst, für Perera Elsewhere fehlte noch die kosmische Verbindung. Dafür konnte ich dann Sierra Kidd ausgiebig haten. Der Junge sieht aus, wie ein Sohn von Uwe Ochsenknecht, hat aber deutlich mehr Talent als Jimi Blue. Ich fühlte mich trotzdem zu alt für seine Musik und begab mich auf den Weg zu Sylabil Spill ins Zelt. Sein Part auf dem grandiosen Papierflieger hat mir gefallen, auch wenn Retrogott den Track insgesamt gewonnen hat. (Und naja, der heimliche Star ist eh der Beat.)

Danach konnte ich mich live davon überzeugen, dass Ahzumjot ein sehr sehr großer Fan von Kanye West ist. Und da Kanye West sich selbst so sehr liebt, dürfte er auch ein großer Fan von Ahzumjot sein. Oder früher oder später mal Lizenzgebühren einfordern. Bei Kanye weiß man ja nie.

Langsam legte sich dieses Gefühl, dass ich schon zu alt für den ganzen Spaß wäre. Die Hauptschuld daran trug mit Sicherheit Chefket, der nicht nur meinen alten Namen gebitet hat, sondern tatsächlich uneingeschränkt gute Musik macht. Er hat ein Ohr für gute Beats, etwas zu sagen, eine angenehme Stimme (n/h) und Bühnenpräsenz. Es ist das erste Set, das ich bis zum Ende gefeiert habe.

Danach gab es endlich die Straßen-Asi-Battlerap-Schelle auf dich ich mich schelmisch gefreut hatte. Karate Andi, SSIO und Haftbefehl direkt hintereinander. Ich war doch sehr erstaunt, wie die jungen Leute (?!) mit den Texten der drei Interpreten umgingen. Alice Schwarzer ist an diesem Tag gestorben, hat sich etliche Male im Grabe umgedreht, um dann wieder aufzuerstehen wie eine Mischung aus Michael Jackson im Thriller Video und Jesus im neuen Testament. Und ehrlich gesagt, hatte sie wohl doch Recht damit, Geld in die Schweiz zu schaffen. Dem Feminismus geht es nicht besonders gut in der Rapwelt. Obwohl es durchaus diskussionswürdig ist, ob das noch Sexismus ist, wenn wirklich alles und jeder gefickt wird. Man wundert sich zumindest.

Haftbefehl hat mich zumindest grenzenlos enttäuscht. Ich bin eh nicht die Zielgruppe der Azzlacks. Aber ich hatte mich immer sehr an Haftis "Rapkunst" erfreut. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich geglaubt, dass Haftbefehl ein Star Trek Nerd ist, der versucht(!) auf klingonisch zu rappen. Optisch könnte er natürlich auch ein Ferengi sein. Bei seiner Live Show ist von diesem Klangbild aber überhaupt nichts übrig geblieben. Zwei DJs (?), ein Schlagzeuger und zwei Backups professionalisierten die Bühnenshow, bis zur Unkenntlichkeit. Traurig eigentlich. Ich hatte mir einen pöbelnden Rohrspatzen gewünscht, den niemand versteht.

Dafür war das Set von IAMNOBODI in Verbindung mit dem Publikum ein wahres Fest. Bassmusik nennen das die jungen Leute also. Es hat wirklich Spaß gemacht. Auch IAMNOBODI war sichtlich angetan von dem Moment im Zirkuszelt.

Neneh Cherry war uns irgendwie zu schwer unterwegs und hatte auch ansonsten deutlich weniger Publikum als SSIO und Haftbefehl. Schöne neue Welt. Früher war das bestimmt mal anders. Dafür sorgte ONRA mit seinem Future Boogie Set für den erwartet schönen Ausklang unseres Festivaltages.

Die Betty Ford Boys, vermutlich ein weiteres Highlight im Programm, mussten wir leider verpassen, der Rückweg hatte bereits gerufen. Die Babysitterin hatte nicht noch mehr Zeit im Angebot. Am nächsten Morgen wartete bereits ein wichtiger Gig - an der Kirchenorgel.

Ich war sehr überrascht, wie harmonisch und relaxed das Publikum auf dem Gelände war, auch wenn auf der Bühne teilweise krasse Gegensätze aufeinander trafen. Es war ein sehr entspannter Tag im Hamburger Hafen. Spektrum 2015 kann kommen und Haftbefehl darf gerne zu Hause bleiben. Oder er wird für ein unplugged Set verpflichtet.

Fotos und alternative Eindrücke des Tages gibt es auch von Sascha & Pierre Niethammer und von Hamburg Mittendrin.

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