30.10.07

The Daptone Super Soul Revue

Wie soll man eine Review über ein Konzert schreiben, das den Autor und viele andere Besucher sprachlos hinterlassen hat. Das Publikum war zahlreich und wirklich bunt gemischt. Sharon Jones war definitiv nicht die Älteste des Abends, die Konkurrenz im Publikum war groß. Aber auch junge Hüpfer waren erwartungsvoll ins Mandarin Kasino geströmt.

Zunächst eröffneten die Dap-Kings im Alleingang das zurecht ‚Super Soul Revue’ betitelte Konzert. Das Schweizer Uhrwerk unter den Funk Bands der Welt kam ins Rollen und glänzte in standesgemäßen Anzügen. Binky Griptite eröffnete die Revue wie einst Bobby Byrd für James Brown, und nach einem knackigen Vorspann, kam Miss Sharon Jones gut gelaunt auf die Bühne.

Was folgte war ohne Frage eines der großartigsten Konzerte, das ich bisher gesehen habe. Die Dap-Kings waren fantastisch, dynamisch und absolut fehlerfrei. Sie sind wirklich eine Einheit, bei der niemand ausbricht, es sei denn er hat ein Solo.

Sharon Jones hatte sichtlich Spaß an der Sache und lebt auch mit über 50 Jahren noch für die Bühne. Energiegeladen und mit einer Frisur ausgestattet, die sie wie ein kleines Mädchen über die Bühne fliegen ließ, hat Miss Jones tatsächlich jede andere Sängerin in den Schatten gestellt, die ich bisher gesehen habe. Als sie dann für „How do I let a good man down?“ einen Tanzpartner im Publikum gesucht hat, hatte sie sich auf den ersten Blick vergriffen. Als nach der charmant dominanten Aufforderung „Get your tall ass on the stage!“ ein 2 Meter Typ die Bühne betrat, bekam Hamburg eine ungeahnte Show zu sehen. Alex, der 2 Meter Mensch, lies sich nicht zwei Mal bitten und legte eine Sohle aufs Pakette, die auch Sharon Jones überzeugen konnte. 2 Meter gegen 2000 Mega Watt waren ein liebenswerter Höhepunkt eines grandiosen Abends.


Sharon Jones war danach nicht mehr zu halten und holte noch 4 weitere Leute aus dem Publikum nach oben. Aber gegen 2 Meter Alex waren alle blass.

Als es dann zum Ende „It’s a mans world“ in der besten Version aller Zeiten gab, verwandelte sich das Mandarin Kasino in eine Südstaaten Kirche und selbst Jesus wird nicht stillgestanden haben. Sharon Jones ist eine unglaubliche Sängerin und wenn sie auch nicht wie James Brown tanzen kann, wird der Godfather stolz auf die Queen of Funk sein.

Da vergisst man selbst die beiden geistig beschränkten Rollerfahrer, die sich mitten im Set prügeln wollten. Die beiden alten Säcke, die sich mit ihrem Alter nicht abfinden konnten, haben vermutlich beim letzten Mod-Revival ihre Stützräder verloren. Aber gut. Speichern wir Nothern Soul genau wie Usher unter Prollmusik mit Problempublikum und stellen fest, dass Sharon Jones und The Dap-Kings nichts mit dieser Szene zu tun haben. Man darf auf keinen Fall ein Konzert dieser Combo verpassen. Punkt.

Posted by Jazzket at 14:24 | Comments (5)

20.10.07

Macht!

Einer meiner größten Erfolge in diesem bescheidenen Leben ist die totale „Herr der Ringe“ Ignoranz. Ich habe keines der Bücher gelesen, nur einen halben Film geschaut, und nicht 2 Cent Sympathie für Frodo entwickelt. Ob die Viecher Haare auf den Füßen haben interessiert mich herzlich wenig. Ich mache mir auch ohne Tolkin Gedanken über die Versuchung der Macht und Haare.

Gut, es ist nicht so weit weg von Mittelerde, aber bei einem kulturell höchst aufgeladenen Bankett, habe ich, in Reichweite meiner Körperlichkeit (ich hätte also durch Flatulenz die Geschichte beeinflussen können – oder anders gesagt: ich war dabei) gesehen, wie schrecklich echte Macht sein muss.

Ich durfte die wichtigste Frau ihres Faches erleben. Eine Dame, so mächtig, dass selbst die anderen großen Namen, die ebenfalls anwesend waren, alles getan haben, um sich bei ihr einzuschleimen. Der Frau sollte alles zu Füßen gelegt werden, was irgendwie in Reichweite war. Eine Senatorin erblasste in ihrem Glanze, wie eine alte, prähistorisch gekleidete Porzellanpuppe, in dem Moment, in dem die neue Barbie-Puppe unterm Christbaum hervor gezaubert wird. Ein leuchtender Stern, die Britney Spears ihres Faches, auf der Höhe ihres Ruhmes, „Unten-rum-ohne-raus-aus-der-Limousine“ Type of Fame, wenn man so will.
Sie war der Star des Abends. Der Hallische Komet zu Besuch auf der Erde. Der Sonnenuntergang in der Bierwerbung. Der Ledersitz im Auto. Das Häagen-Dasz im Kühlregal. Die Piemont Kirsche nach der Sommerpause. Gleich alle drei Streifen bei Adidas. Der Wasserfall auf einer Tropeninsel. Die letzte Rolle Klopapier, die man nach dem letzten Blatt der vorletzten Rolle zunächst nicht gesehen hatte. Das Filet in der Pfanne eines Sternekoches. Der erste Sonnenstrahl eines Frühlingstages. Frische Bettwäsche nach einer langen Reise. Der Fürst von Monaco auf einer Singleparty. „Mandy“ beim Karaoke. Sven Väth bei der TDK Time Warp 2006. Die Gina Wild im Kinderkrankenhaus. Der Flachbildfernseher in der ersten Eigentumswohnung. Der duftende Schaum in der warmen Badewanne. Ein brasilianischer Hintern an der Copacabana. Selbst Gott würde sie gerne kennen lernen.

Aber warum zum Teufel sagt ihr kein Arsch, dass ihre Frisur scheiße ist?

Wer solche Freunde hat, der braucht vielleicht keine Feinde mehr, aber er sieht aus wie eine verfärbte Klobürste nach 20 Jahren Berufserfahrung.

Aber kommen wir jetzt zu etwas vollkommen anderem.
Wir haben eine neue Review im Archiv und freuen uns bereits diebisch wie Gollum über eine Verlosung zum Sharon Jones Konzert am 26.10. im Mandarin Kasino, über den hamburgfunk-eigenen Newsletter. Vielleicht kommt noch eine Nosliw Aktion für das Konzert am 31.10. hinzu. Pharoahe Monch kommt nach Hamburg! Und die Fingerprints spielen wieder an Stoeckers YoYo. Leute mit Schlafstörungen sehen schönen Zeiten entgegen.

Posted by Jazzket at 18:24 | Comments (3)

09.10.07

Wer das hier liebt wird tanzen

Nach einem herrlichen Konzert von Jimi Tenor und Kabu Kabu am Samstag, geht es in Hamburg weiter bunt zu. Gestern Abend feierte eine neue Partyreihe Premiere. Jeden ersten Dienstag des Monats feiern Sergio BR & DJ Joel mit Freunden eine ausgelassene Dienstagnacht. Von Funk über Salsa und Afro Beat geht es im Club ähnlich farbenprächtig zu wie bei Jimi Tenor auf der Bühne. Die Gäste zur Eröffnung sind Freunde des Hauses HamburgFunk und noch besser bekannt unter ihren Namen Polyrhythm (Le Fonque, Tanzschule Karacho) und DJ Mzuzu (Superbad). Ausserdem dürfte die Capoeira Einlage für besonderes Staunen und Tanzen sorgen.

So gut sollte Weltmusik immer klingen. Lasst die Gewänder zu Hause es gibt Funk!

Posted by Jazzket at 17:32 | Comments (0)