Die Welt ist am Arsch. Nichts geht mehr. Und nur einer kann noch helfen: Kanye West. Doch dummerweise geht das gerade nicht, weil er irgendwo im Weltall unterwegs war (wieso eigentlich?) und auf dem Weg zur Erde auf einem unbekannten Planeten verunfallt ist. Da sitzt er nun also fest, mit einem überlebensgroßen Raumschiff-Cockpit im Bühnenbild, das ein bisschen nach K.I.T.T. aussieht, und mit einem Bordcomputer namens Jane, der nicht besonders viel auf die Reihe kriegt, außer regelmäßig zu versichern, wie wichtig es doch ist, die Welt zu retten ("You're the brightest star in the universe, Mr. West!"). Das ist also die Ausgangssituation für "Glow in the Dark" – so weit, so egozentrisch.
In der Color Line Arena breitet sich im Halbdunkel eine triste Mondlandschaft als Bühnenbild aus, der unrasierte Raumfahrer namens Mr. West eröffnet mit ein paar inbrünstig vorgetragenen Songs zwischen Melancholie und Hoffnung, während der monströse Bildschirm, der den kompletten Bühnenhintergrund einnimmt, latent kitschige Planetenanimationen im Windows-Bildschirmschoner-Look zum besten gibt. "Through the Wire" ("Remember, Mr. West, this is not your first crash") wird so etwas wie ein erster Höhepunkt, in dem Kanye gleich die zweite Strophe versemmelt, sich aber recht souverän freestylend bis zum Chorus rettet. Erst bei "Get 'em High", nach gut 25 Minuten, fährt eine hydraulische Bühne die bislang nicht existente Band so weit nach oben, dass man von ihrer Anwesenheit erfährt: Das Zentrum bilden vier heftig ackernde Percussionisten, flankiert von etwas Gesang, Tasten und Gitarre, durchgehend mit Weltraumhelmen maskiert und konsequent namenlos. Ganz links außen erahnt man sogar DJ Craze. Aber es geht ja auch um Kanyeezy, das darf man nicht vergessen. Eine Minute später ist die Band vorerst wieder unten und verbringt den Rest der Show wie im Aufzug.
Nach zwei Anläufen zu "Diamonds" sitzen die Texte wieder, es setzt hin und wieder etwas Feuerwerk und mehr bunte Bilder im Hintergrund, bis Kanye plötzlich heldenhaft einen überdimensionalen Weltraumwurm bekämpfen muss. Ab diesem Zeitpunkt verfestigt sich mein Eindruck, dass hier die Augsburger Puppenkiste ihre Bühnenbilder im Spiel haben muss. Alles wäre gerne krass, futuristisch und beeindruckend, aber sobald es mal etwas heller wird, bleibt der Beigeschmack von Pappmaché. Letztlich kann uns das aber auch egal sein: Rund 6000 Fans in der Arena sind doch eher der gültige Maßstab, und die zeigen sich bestens unterhalten und feiern einen sichtlich auftauenden Kanye, der rührend versucht, den roten Faden seines Egomusicals zu verfolgen: "Jane, you can't do anything. I'm lonely … I just need some pussy." – "Oh, maybe I can help you with that." – Auf dem Bildschirm räkelt sich plötzlich eine pixelige Bikinischönheit aus Gold und alle singen "Gold Digger" auf einem fremden Planeten. Dramaturgie rules okay.
Bis irgendwann vor lauter Auftauen die Kernschmelze einsetzt: Irgendwann, kurz nach dem gewaltigen "Stronger", verlässt Mr. West den gesicherten Wanderpfad des Drehbuchs und setzt zu einem nicht enden wollenden Monolog Hayes'schen Ausmaßes an, spricht über die Wichtigkeit künstlerischer Selbstverwirklichung, darüber, wie sehr es ihn verletzt, ständig für seine neuen Autotune-Spielereien angefeindet zu werden, über ignorante Hamburger Radiointerviewer ("I heard your new album today – do you regret what you did?") und darüber, dass seine Vision wichtiger ist als HipHop und Rap und überhaupt alles. Er verfällt ins Singen, predigt von Change und von Liebe und von Kanye West, verschwindet irgendwann, nach sieben, acht, neun Minuten Monolog von der Bühne und hinterlässt eine Mischung aus hingebungsvollen Jüngern und offenen Mündern. Vorhang.
Und er kommt wieder. Nicht nur für die erwartete Zugabe (in Oberhausen war "Love Lockdown" das einzige Stück vom neuen Album), sondern zunächst mit weiteren Nummern, auf die weder die Band noch die Visuals wirklich vorbereitet sind. Alles wird bis zum Zerreißen in die Länge gezogen, Rap ist egal, Kanye singt jetzt fast nur noch, ob Texte, Monologe oder wirr improvisierte Parts voller Pathos, die auch seine Band unter den Helmen nur noch fassungslos zu beobachten scheint. Nicht nur die versammelte Journaille tauscht in ihrem Block entsetzte Blicke aus, ein paar Mitarbeiter der Plattenfirma gehen schon mal rauchen und ich schwanke zwischen Lachkrämpfen und sprachlosem Starren – so offenkundig einen Fick zu geben und seinen Film zu fahren, ist irgendwie bewundernswert und beängstigend zugleich. "Love Lockdown" mutiert zum abschließenden Zehnminüter, bei dem sich Kanye selbst an die Drums begibt, wenn er gerade nicht singt, und offenkundig keine große Lust hat, diese Show zu beenden. Aus geplanten 90 Minuten Konzert werden deutlich über zwei Stunden, und nach dem x-ten Chorus fällt doch der Vorhang, während der "brightest star in the universe" sich wieder in seine Umlaufbahn begibt. Gute Reise, Mr. West.
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Fotos: Vodafone Music Unlimited
John lebt das Interregio-Jetset-Leben! In 6 deutschen Großstädten lässt er die Wohnungstür offen und lädt ein, in sein gemütlich eingerichtetes Appartement. John ist Autofan, und besonders hat es Ihm der neue Toyota IQ angetan, den er, egal wo er gerade wohnt, einfach mal in seinem Wohnzimmer parkt.
Ansonsten teilt John gerne interessante Gäste und Aktionen mit allen Menschen, die bei Ihm im Appartement vorbeischauen. Der Autor von Stromberg ist Stammgast, die Intro Redaktion beschallt von Zeit zu Zeit die Sofalandschaft und sogar Internetausgeburt Alexander Marcus war schon zu Gast bei John in München.
Warum ich das alles erzähle? John hat auch unserer noch junges Modelabel soulhome eingeladen, auf eine kleine Tour durch fünf Städte zu gehen. Und so haben wir bereits in Berlin, Frankfurt, München und Stuttgart mit DJ-Gästen und neuen Designs aus der kommenden und aktuellen Kollektion Johns Wohnzimmer in ein Fotostudio verwandelt.

In Hamburg wird DJ Philarmonix für die familiäre Atmosphäre sorgen, die Fotograf Tobias Schneider mit seiner Kamera einfängt. Dazu gibt es schöne Designs an schönen Menschen zu bewundern und Freigetränke für die Kehle. Der Vorabend ist also gerettet!
Für uns ist es der Abschluss einer aufregenden Tour mit allen Höhen und Tiefen quer durch Deutschland. Ob mit dem Mietwagen und 20 Sachen zu viel auf dem Tacho in der Radarfalle, oder auf dem Rastplatz mit einer Frauen-RugbyMANNschaft. Im Dauerlauf von der S-Bahn zum Flieger in München, oder bis früh in die Frankfurter Morgenstunden mit unseren Freunden von Soulparlor. Wir waren dank DJ Explizit auf dem 102. Geburtstag des Münchner DJ-Urgesteins Florian Keller und mit wilden Schwaben in Stuttgart auf der Suche nach Maultaschen. Jetzt wollen wir im Schoße der Familie den Abschluss der Tour feiern. Und jeder ist eingeladen. Ausserdem soll man doch gerade unbedingt Autos kaufen! Deswegen einfinden und auschecken!
soulhome live shooting
29.11. :: John‘s Appartement
(Hermannstr. 7 - Hinter der Europa-Passage)
19:30 Uhr :: Eintritt und Getränke frei!
Mode: soulhome fashion Musik: DJ Philarmonix
In Gedenken an Miriam Makeba, eine der engagiertesten Stimmen Südafrikas, die am 9. November im Alter von 76 Jahren auf der Bühne einen Herzinfarkt erlitt und kurze Zeit später in einem Krankenhaus starb.
"Amampondo", aufgenommen 1966 in Stockholm
RIP.
Yes we can! Nach einer langen Nacht, die bis zu den ersten ‚Swingstates’ dauerte, habe ich heute Morgen eine halbe Stunde Verspätung in Kauf genommen, um das neue Q-Tip Album „The Renaissance“ noch schnell auf mein portables Musikabspielgerät der Firma Apple zu ziehen. Es hat lange gedauert, rund 9 Jahre, bis endlich ein neues Werk von Q-Tip beim Musikfachhandel gelandet ist, pünktlich zur historischen Wahl hat es aber dann doch endlich geklappt.
Ich hoffe dass der erste schwarze Präsident der USA mehr als nur Schwarz/Weiß-Denken kennt.
Ich hoffe, dass Politik jetzt nicht mehr gleichbedeutend mit grünen Nachtaufnahmen und grauen Rauchfahnen ist.
Ich hoffe der neue Präsident der USA kann sich ohne Fremde Hilfe die Schuhe zubinden.
Ich hoffe Gott bekommt mal wieder etwas Ruhe und einen schönen Platz in all den Kirchen, Moscheen, Synagogen und Tempeln dieser Welt, anstatt ständig aufs politische Parkett gezerrt zu werden.
Ich hoffe, dass sich die positive Stimmung in vernünftige Entscheidungen, echte Annäherung und ein bisschen Weltrieden (*Nicole) verwandelt.
Zumindest weiß ich, dass sich das neue Q-Tip Album wirklich lohnt!
Kann man sich „The Renaissance“ kaufen?
Yes you can! „The Renaissance“ schließt eigentlich recht nahtlos an „Amplified“ an, der Sound ist organischer, teilweise mit der Band um Robert Glasper eingespielt, aber die Beats haben den gleichen Flavor und bouncen wie ein Rudel Hängebauchschweine mit Schluckauf, von all dem Vodka Red Bull. Q-Tips Stimme ist immer noch unverkennbar und die lange Wartezeit lässt den Namen des Albums zu einem Gefühl werden. Bei den Features wird mit D’Angelo, Norah Jones und Raphael Saadiq gleich die Champagner-Klasse geboten. The Renaissance ist nicht nur für Nostalgie-Liebhaber ein Muss, sondern kickt auch Hintern, die mit ATCQ bisher noch nichts anfangen können (schauen wir der Sache doch ins Auge, solche HipHop Fans laufen mittlerweile durch die Straßen, und sie meinen es nicht mal böse). Das Album dürfte Gestern schon bei vielen Wahlpartys mächtig Airplay bekommen haben, denn es passt wunderbar zur neuen Aufbruchsstimmung!
Phife Dawg, the funky Diabetic, hat nach zwei Jahren auf der Warteliste eine neue Niere bekommen. Das kürzeste Drittel von A Tribe Called Quest hatte, wie es scheint, die letzten zwei Jahre an der Dialyse Maschine verbracht. Beim letzten öffentlichen Auftritt von ATCQ erinnerte Phife stark an Jay Dee, auf seiner letzten Tour durch Europa. Wollen wir hoffen, dass es jetzt wieder bergauf geht und Phife bald wieder am Mic hängt. Zumal Q-Tip irgendwann im November tatsächlich sein neues Soloalbum „The Renaissance“ herausbringen wird. Darauf sind teilweise alte Werke, die das Internet natürlich schon seit 2-3 Jahren kennt, aber auch bisher vollkommen neue Tracks. Alle Vorabtöne waren bisher ausgezeichnet, das Album dürfte also gut werden.
Zum Glück wird es keine zwei Jahre mehr dauern, bis die limitierte 7“Inch von „The Ins“ in meinem Briefkasten landet. Es begab sich zu einer Zeit, es muss der letzte Donnerstag gewesen sein, als ich auf der Seite von unseren Freunden aus Köln von einer Single las, die Bob Marley und SV verbinden sollte. Als Slum Village / Jay Dee Fanatiker hatte ich die Maus nicht mehr unter Kontrolle und hatte direkt den Link zu den Hörproben in der Hand. Mein Tag war gerettet, und das war bei dem Tag gar nicht einfach.
The Ins ist ein Patenkind der Kölner Band Fleur Earth Experiment bestehend aus Twit One, Maques und Daan. Twit Uno ist Produzent und Bassspieler und auch bei der Fleur Earth EP sehr positiv aufgefallen. Hier würdigt das Trio mit zwei Gästen zwei unvergesslichen Songs, aus zwei ganz unterschiedlichen Epochen. Die Slum Village Hommage „Fall in Love“ mit Fleur Earth am Gesang. Das ganze ist eine entspannte Jam, die dem Jay Dee Meisterwerk Live-Charakter verleiht und mit gekonnten Variationen dem Stück neue Seiten abgewinnt. Fleur Earths hypnotischer Gesang und die subtile Dub-Effekte runden das ganze ab. Der perfekte Soundtrack für entspannte Sonntage oder wie in meinem Fall musikalische Flucht aus dem Arbeitsalltag.
„Still Waiting“ das andere Stück auf der Platte ist ein Remake eines alten Wailers Klassikers, aus der Zeit als Rober Nesta Marley und seine Mitstreiter noch keinen eigenen Jamaica Sound perfektioniert hatten, sondern noch eher in eine Doo-Wop Richtung gingen. Die jamaikanische Abwandlung des amerikanischen Sounds waren meistens eher im Low-Fi Bereich angesiedelt und lassen die spätere musikalische Entwicklung mit verschleppten Beats erahnen. The Ins holen eines dieser Goldstücke in Gegenwart. Ein herrlich groovender Beat, warme Rhodes und die sehr schöne Stimme von Mariama, einer jungen Sängerin aus Köln, haben den Song derart in mein Hirn eingebrannt, dass ich kaum eine Minute in freier Wildbahn verbringe, ohne die Melodie zu summen. Das Sahnehäubchen bei diesem Song ist der geniale Backgroundgesang, wieder diese subtilen Dub-Einwürfe und die entspannteste Bassline seid es Rotwein und gedimmtes Licht gibt.
Am 14.11. ist die auf 500 Stück limitierte Kleinstschallplatte im einschlägigen Fachhandel. Das Artwork ist von Herrn Schulze gestaltet und macht das Sammlerstück noch ein bisschen begehrenswerter.