Hearin' Aid - The Boom Lucy LP

earin’Aid
The Boom Lucy LP

Rawfusion / Jugglin’ Records

Chuck D stellte einst die Frage „Bass, wie tief kannst du gehen?“ Hätte er schon damals das Debütalbum von Hearin’ Aid in den Händen gehalten, würde sich ihm die Frage nicht stellen. Im hohen Norden kommen sie mit dem Bass mittlerweile sehr tief und ‚The Boom Lucy LP’ ist die Antwort auf alle Fragen zum Thema Bass.

Das Duo Hearin’ Aid, bestehend aus Damian Frost dem Multiinstrumentalisten / Produzenten und Aaron Phiri dem sehr auf Unterhaltung bedachten MC / Vocalisten, ist schon seit 1995 dabei verrückte Musik zu machen. D.Frost ist über seine Karriere als Tänzer nach Schweden gelangt, wo er Aaron Phiri getroffen hat, der aus Sambia stammend, die gute englische Bildung genossen hat, bevor er in Schweden seine Musikerlaufbahn einschlug. Die gute Englische Schule ist auf dem Album allerdings nicht zu hören. Weder das Benehmen noch die Art der Songs ist besonders britisch. Bass und Spaß streiten sich permanent um das Rampenlicht auf den 22 Songs. Die Platte ist nicht gerade für die besinnlichen Momente gemacht, und die optimale Anzahl an Hörern liegt bei 3 und aufwärts (Vergleiche: Marvin Gaye – 2 Hörer ; Britney Spears – 0 Hörer)

Hearin’ Aid machen Musik die vollends auf Entertainment setzt. Das Album versucht nicht jedes Terrain abzudecken. Stattdessen gibt es Bass ohne Ende. Da beide teile des Duos am Mikrofon zu Gange sind, wird es teilweise etwas unübersichtlich. Für den Hörer ist das nicht weiter schlimm, das muss so sein, aber für die Tonträgeraufsichtsbehörde ist es nicht einfach eine Review zu schreiben. Aber genug der Beschwerden wenden wir uns der Musik zu.

D.Frost produziert schleppende Party Beats, bei denen er gerne auf Hi-Hats verzichtet, was die Musik noch organischer erscheinen lässt. Die beiden verneigen sich auf diversen Songs vor diversen Einflüssen, von Gangstarr über Prince bis zu K-Ci & JoJo kann man alles mögliche raushören, wenn man möchte. Auch D’Angelo bekommt seine Verneigung. Raptechnisch geht es nicht um Inhalte sondern um Flows, und davon gibt es verdammt viele auf dem Album. Das auffälligste an dem Album ist vielleicht, wie gut es den Beiden gelingt, den Spaß den sie beim Recorden haben auf den Hörer zu übertragen. Ein lustiges Rap-Album kann sehr schnell in die Hose gehen, aber dieses Album ist irgendwie direkt in der Hose angelegt, und die Albernheit von Hearin’ Aid überträgt sich ohne Schwierigkeiten über die Boxen. Sie beschimpfen sich gegenseitig mit Text-to-Speach Programmen und auch die Liner-Notes sind chaotisch und nicht ganz ernst zu nehmen. Man merkt einfach das Aaron Phiri der Partyhost des Rawfusion Clubs in Stockholm ist. Und Boom Lucy ist einfach die Party für die Kopfhörer zu hause.

Das Album ist so was wie ein Bass-Zirkus. Die Flows sind vielseitig wie bei Slum Village, die Beats könnten Madlib und DJ Vadim ganz ohne Hi-Hats gemacht haben, während sie sich um Rockwilders Synthie Bass gestritten haben. Und der Hörer wird mit einem Lächeln kopfnicken wie lange nicht mehr. Schweden scheint einen neuen Rohstoff zu haben: Bass.


Tracklist:
1. The Boom Lucy Intro
2. Disco Sho
3. Meet My Approval
4. Pop 4
5. H?I?P H?O?P feat. Force
6. And She Knows It feat. Leafnuts & T?Root
7. Zoom
8. Not 2 B
9. Wachuwont
10. More
11. Auditioning Opposites
12. Pedigree feat. Leafnuts
13. Funk x 2
14. Cha Cha
15. CanIdomithang?
16. Rundown
17. Fwyip (The Club Banga) feat. Bas?1
18. Summer 00 D’s Crib
19. Let Eet Ought feat. Bas?1 & Force
20. Worldwide
21. Isreal?
22. Higher feat. Tony Clifton

Jazzket | Freitag, 17. März|   Diskussion (0)