Inside Scandinavia Vol.2

nside Scandinavia Vol.2 – compiled by Mad Mats
Raw Fusion Records // Groove Attack

Skandinavien ist dem Ohr eigentlich durch schrecklichste Pop-Produktion mit dem Charme eines Diarrhöe-geschädigten Elches bekannt. Scheiße in schneller Abfolge, reichlich in der Menge, überall verteilt. Das Skandinavien aber doch mehr Musikkultur zu bieten hat als das Ikea Plattenregal, das weltweit vermutlich jede zweite Plattensammlung beherbergt, präsentiert die schmucke Kompilation Inside Scandinavia Vol.2.

Keimzelle dieser musikalischen Perle ist wie so oft wenn es von Norden her klingt, das fantastische Raw Fusion Label von Mad Mats. Auf dieser Compilation werden dem geneigten Hörer 15 Tracks serviert. 6 dieser Songs sind exklusive Tracks, die vorher noch nie den Tonarm eines Plattenspielers oder Lesekopf eines CD Laufwerkes gesehen haben. Dabei lässt Mad Mats es sich nicht nehmen die eigenen Talente gebührend zur Schau zu stellen. So sind mit 'Red Astaire aka Freddie Cruger', 'Povo', 'Up Hygh' und 'A Bossa Eletrica' Raw Fusion Künstler durchaus prominent vertreten.

Alle Tracks zeichnen sich durch eine musikalische Verspieltheit und brillante Produktionen aus. Mein Ohr behauptet zumindest in jedem Track sowohl Samples als auch eingespieltes zu hören. Die perfekte Mischung beider Elemente ist oft der kniffligste Part im Studio, und den haben hier alle einwandfrei gemeistert. Die schönsten Exponate skandinavischer Tonkunst sind Espen Hornes 'Color Away', ein Broken-Soul-Stomper bei dem noch die Ladezeiten vom Sampler mitschwingen. Oder 'Nelson' von Teddy Rok, ein Song mit einem Hauch Boom Bap, der sich an Roberta Flack’s Killing Me Softly heranschleicht und dabei irgendwie an einen Bossa Nova Tune erinnert. Oscar Sharp & Melo haben mit 'Runaway' einen schönen Song geschrieben, der sehr köstlich dahin grooved und einen scheppernden Drumtrack hinter sich herzieht. 'Face It' von Salem gehört ebenfalls zu den Highlights der Compilation. Nach einem Gospel-angelehnten Einstieg geht der Bass in die Vollen. Salem's Stimme könnte vielleicht einige an Patrice erinnern. Auch hier gibt es wie des öfteren auf der Compilation einen schönen Break. In der zweiten Halbzeit des Song verneigt sich der werte Herr vor Reflection Eternal, oder hat einfach nur das gleiche Sample gefunden. Wie auch immer, es klingt einfach gut.

Mein persönlicher Favorit ist Up Hygh’s ‚The Gift’. Ein Stück auf das Sa-Ra CP und DJ Spinna stolz wären, würde es aus ihrer Feder stammen. Dieses Juwel ist ein langsam bouncendes Stück Subbass mit göttlichen Synthieflächen und mehrstimmigen Gesängen. Auch das lang nicht mehr gehörte Starchild kommt zu Besuch. Dazu gibt es noch einen schönen Wechsel und schon ist das Highlight auf der Compilation fertig.

Ansonsten gibt es mit Bobby Huges Experience einen experimentellen BigBand Sound mit Drummachine und drei Tracks am Ende des Tonträgers die in die Kategorie Dance fallen. Sicherlich auch gut gemacht, wenn auch nicht ganz nach meinem Geschmack. Unterm Strich und auf den Boxen ist Inside Scandinavia Vol 2 eine mehr als gelungene Compilation, die ein Ohr auf die junge Szene in den nordischen Ländern wirft, die laut Mad Mats noch einiges mehr an Potential hat.

Tracklist:
01 Espen Horne - Color Away
02 Fertile Ground – Another Day (Povo Remix)
03 Teddy Rok – Nelson
04 Examples – Be Kind to Your Mind (Red Astaire Remix)
05 Oscar Sharp feat. Melo – Runaway
06 Salem - Face It
07 Up Hygh – The Gift
08 Jukko Eskola – 1974
09 Todd Terje – New Morning
10 Povo – Hi Fly
11 Bobby Huges Experience – Goi
12 Freddie Cruger feat. Desmond Foster – Baddest Mutha
13 Rasmus Faber feat Melo – Get over Here
14 12th Floor – Salsa 313
15 A Bossa Eletrica – Skindo Le Le (S.U.M.O. Rebounce)



Jazzket | Samstag, 28. Januar|   Diskussion (0)