Lack Of Afro - Press On

ack of Afro
„Press On“
Freestyle / Groove Attack

Die besten Funkbands der Stunde sind oft eigentlich gar keine. Vielmehr, und das ist keine besonders neue Erkenntnis, scheint es da draußen Heerscharen von Einmannbands, Bedroom-Producern und Multiinstrumentalisten zu geben, von denen immer wieder einer zeigt, wie Nerdtum, Musikalität und der gute alte Funk Hand in Hand gehen können.

Auch Adam Gibbons, der Kopf hinter Lack of Afro, ist so einer. Und ein bemerkenswerter noch dazu. Mit „Wait A Minute“ feierte er 2006 sein Debüt auf Freestyle Records und zeigte unmissverständlich, wohin die Reise gehen sollte: Ein hart rockender Uptempo-Drumloop und eine aufgekratzte Gitarre feuern den Hörer bei knapp 130 Bpm direkt auf die Tanzfläche, wo dann auch Einiges zu tun ist, wenn erstmal die Bassline losdrückt. Ein lauter Aufschlag, der DJs und Beatheads weltweit aufhorchen ließ, gefolgt vom ungestümen „Roderigo“, das mittlerweile auch als obskures Bootleg mit „My Adidas“-Vocals kursiert.

Da sollte also halbwegs klar sein, was man auf Albumlänge zu erwarten hat, und das Rezept wird kaum grundlegend variiert: Die durch den Samplewolf gedrehten Drums sind dirty wie B-Seiten zerkloppter Flohmarktsingles, die Horns meist eher simpel, mittenlastig gefiltert und verteufelt catchy, die Basslines treten dir schwungvoll und effektiv in den Allerwertesten, und immer wenn ein Break auftaucht, ahnt man: Der entspannte Ausflug ins Jazzige ist nur von kurzer Dauer, denn danach geht es mit der Extraportion Hysterie weiter ins Finale.

Liest sich soweit gut, aber doch nach Reißbrett? Ja. Nein. Also ja, aber völlig egal: Das Grundrezept rockt so verlässlich wie Josh Homme, und die zahlreichen Variationen machen von Tune zu Tune mehr Appetit darauf, dass der kleine Kollege mit der Trommel, der das Cover ziert, noch möglichst lange bleiben und einem auf den Kopp hauen möge.

So kommt der Opener „The Outsider“ als feiner Kontrast zwischen dezentem, präzisem Jazzgroove und einer räudigen Fanfare daher, die nicht lauter sagen könnte: Geht los jetzt! „Rusty“ pflegt die raschelnde, schön unsaubere Soundästhetik mit rumpelnden Drums, flirrendem Hammond-Breakdown und einem kleinen Flava Flav, den man vor lauter Soundschnipseln fast überhören kann. So effektiv und straight tanzbar das vordergründig alles sein mag, so liebevoll und detailverliebt konstruiert ist es dann, wenn man genau hinhört. Der subtile Umgang mit Samples in „Touch My Soul“ und dem herzzerreißend fuzzbassigen „Pure Filth“ untermauert das vortrefflich.

Neben letzterem Stück gehört auch das luftige, von Kontrabass getragene „Live at the Club“ zu den klaren Highlights – das Arrangement, die fast komplett selbst gespielten Instrumente, die feinen Soli und die Horn-Hookline gehören schon zu den eher zurückgelehnten Momenten des Albums, taugen aber mindestens genauso zum DJ-Liebling. „Mongrel Strut“ tönt erstaunlich geradeheraus und kommt so einem Liveband-Setup noch am nächsten (wir denken: Lefties), bringt uns dann aber auch direkt zu „When the Sun Goes Down“, im Original von den, huch, Arctic Monkeys. Und wie Gibbons daraus dieses Raw-Funk-Juwel macht, bringt ihm nebenbei (gemeinsam mit den Apples für „Killing“) die Goldmedaille für Rock-gone-Funk 2007 ein.

Wenn man musikalisch eher so auf Mellowness steht, das ist Tatsache, ist bei „Press On“ nicht gerade irre viel zu holen. (Der letzte Track, „Where It's At“, passt aber grandios in diese Ecke und könnte gerne auch von einem gut gelaunten DJ Shadow kommen.) Wenn man hingegen auf arschtretenden, schlau produzierten, rohen Funk steht, der im Kopfhörer genau so gut funktioniert wie auf der Tanzfläche, dann ist Lack of Afro hier zweifellos eines der überzeugendsten Alben des Jahres gelungen. Und das ist doch schonmal was.

djmq | Sonntag, 6. Januar|   Diskussion (0)