|
|
Prince - 3121 |
|
rince - 3121
NPG / Universal
Prince heisst ja nun schon verdächtig lange wieder Prince, ist wieder beim Major gelandet und veröffentlicht millimetergenau ausdefinierte Balladen als Vorabsingles. Kein Wunder, dass man da stutzig wird: Ist der große kleine Mann des Funk etwa alt geworden und hat den Kampf satt? Pustekuchen. Hör dir "3121" an und du wirst wissen, age ain't nothing but a number. War "Musicology" noch der "old school joint for the true funk soldiers", scheint die Schule nun endgültig abgebrannt zu sein, und Prince steht spielfreudig auf dem verwüsteten Pausenhof, um weitgehend im Alleingang ein paar kleine Monster abzuliefern.
Schon der Opener und Titeltrack ist eine kleine, fiese Schlampe von einem Song und zeigt, dass Prince immer noch Hunger hat. Ein schlurfiger Midtempo-Drumloop macht es sich in einem Blaster-sprengenden Viech von Bass bequem, dazu gesellen sich einige Lagen kleiner Weltraumeffekte und Geschwurbel, ein rostiges Gitarrenlick und letztendlich Vocals des Meisters: Mehrstimmig durch den Wolf gedreht zwingt dich das hier eiernd zu einer lustigen Einheit aus Kopfschütteln und Kopfnicken. Irres Stück. Nach dem natürlichen Sound des Vorgängers darf hier also gespielt werden, sehr schön. In "Lolita" erwischt uns dann hinterrücks groovend eine laute Synthiespur, die irgendwo zwischen 90er-Dancefloor und dem Waffenarsenal der Neptunes zuhause ist (es ist ja nicht so, als hätten die Neptunes ihrerseits nie Prince gehört) und etwas ähnlich verboten aufreizendes hat wie die besungene junge Lady. Aber wir lernen: Prince darf ran, denn er macht es dope. Also, an den Synthie. Lolitas hat er nicht nötig. Dann schon lieber niveauvoll schmachten: "Te Amo Corazon" klingt wie eine schöne, in Würde gealterte Lady, gefühlt irgendwo zwischen „schon mal gehört“ und "so stilvoll hat das schon lange keiner geschafft." Mal eben skippen und für eine besondere Gelegenheit aufheben.
Und dann auf Track-Repeat: Der schwarze Schweiss trieft aus dem Soundsystem, eine Batterie von überpotenten Drumcomputern lässt die Muskeln spielen und haut dir um die Ohren, was hier wohl der verdammte Clubtrack des Jahres ist. "Black Sweat" ist, wenn man vergleichen muss, "Kiss" auf einer Überdosis Testosteron, "My Name is Prince" mit mehr Dynamit in den Adern, eine Rampensau mit Eiern und Seele. Wir sind bei Track 4 und der Albumkauf ist schon gerechtfertigt.
Dann wird das Badewasser eingelassen, könnte man sagen. "Incense and Candles" sportet als sexy Slow Jam Talkbox-angezickte Vocals und Doubletime-Raps vom Chef, bevor "Love" kurz nochmal clubbig wird und ein wenig Timbaland durchklingen lässt. "Satisfied" nimmt dann endgültig das Tempo raus: Ein gestikulierender Schmachtfetzen, der klar auf Engtanz abzielt, alte Schule wiederum. Und danach, ganz allmählich, kommt man dem Dilemma dieses Albums auf die Schliche: Die eingangs erwähnten Monster lenken zwar sehr gut von ein paar Längen ab, aber eben nicht perfekt. Denn in der zweiten Halbzeit lässt sich Prince immer ein wenig zu sehr von der Bequemlichkeit verführen, mit dem kleinen Finger Nummern zu schreiben und zu spielen, die zwar weit zu gut sind, um sie solide zu schimpfen, aber stilistisch doch zu konventionell, um herauszustechen. Handwerklich gibt es keine Vorwürfe zu machen, alles ist dort, wo es hingehört, aber ein wenig mehr Boom wünscht man sich doch, wenn man sich durch brave Stücke wie „The Dance“, das simple „Beautiful, Loved and Blessed“ mit Támar oder (das zumindest lustig Van-Halen-artige) „Fury“ hangelt. Sie kriegen einen einfach nicht.
„Get on the Boat“ ist somit ein weise gewählter Abschluss für „3121“: Mit viel Live-Instrumentierung, Sheila E, Maceo Parker, Candy Dulfer und weiteren Freunden gibt es dann doch noch einen „old school joint“ in großer Besetzung und Jam-Laune, der versöhnt und verwöhnt. Viele Vergleiche mit James Brown wurden von der schreibenden Zunft bemüht, aber das, was Maceo in den letzten 10 Jahren gemacht hat, ist der bessere Vergleich: Traditionsverpflichteter und ein wenig moderner Party-Funk.
Hätte Prince sich auf die Lust am Spielen, die er hier mal durchschimmern lässt, mal mit Karacho auf den Tisch haut, wirklich einlassen wollen, könnte das hier ein moderner Klassiker sein. So ist es aber zumindest noch ein vielseitiges Album auf hohem Niveau, das mehr als nur einen Moment für die Ewigkeit enthält.
djmq | Mittwoch, 12. April|
Diskussion (0)
|