
Neulich im Pudel habe ich eine pflegenswerte Bekanntschaft verpasst. Während St. Pauli edel Hooligan # 1, besser bekannt als DJ DSL, einen Abend ohne Frau Bass auskommen musste (Wo ist der Attest? Wenn ich es schon mal schaffe...), fanden sich im Pudel trotz großzügiger Regenausschüttung illustre Leute ein. Am besten hat mir die indische Version von Michael Jackson gefallen. Der Typ sah irgendwie aus wie Michael Jackson in Beat It, hatte aber auch gewisse Elemente die definitiv besser zu Thriller passten. Nachdem er den einen oder anderen Joint verhaftet hat, begab er sich zu der vordersten Säule, die den Pudel seit dem Umbau ziert (Der Umbau ist übrigens ganz fantastisch, auch wenn ich den 1.Stock noch gar nicht sehen konnte). An der ersten Säule angelangt, lehnt er sich erst mal betont lässig, die Hände in den viel zu kleinen Taschen seiner knackig sitzenden roten Jeans, gegen den Stützpfeiler. Ein Bruch im Zeit-Raum Continuum tat sich auf, und wir befanden uns, wie von Zauberhand, wieder in den Achtzigern. Auf ein mal entfuhren dem Michael Jackson Zwilling die Hände gen Himmel. Das Gesäß gegen die Säule gepresst, die Arme empor gerissen, untermalte er die Sounds von DJ DSL mit einer großen Geste, um die ihn Rockstars wie DJ Bobo beneiden. Dann plötzlich wilde Zuckungen und eine Mischung aus indischen Tänzen und Handkurbel-betriebenen Electric Boogie, der sehr gut zu den schwungvollen Rednex Choreographien passen würde. Aber auch ohne die Säule im Rücken wusste der bengalische Tanzbär zu begeistern und hatte in Windeseile seinen Ehrenplatz auf der Tanzfläche erobert. Erfurchtsabstand von mindestens einem Meter begleitete Michael Jackson für den Rest des Abends. Wer braucht da noch zeitgenössischen Tanz oder Musicals, der Pudel hat’s alles für umsonst.
Und was der Pudel noch so alles hat, erlebt man am besten selbst, wenn die Tanzschule Karacho an diesem schönen Mittwoch den neuen Pudel rockt. Dabei gibt es nicht nur Brüche im Zeit-Raum Continuum, sondern auch fetten Disco Sound ohne Hemmungen und mit umso mehr Gefühl. Der Überraschungsgast des Abends kommt aus dem Hause Smallville und nennt sich Lawrence. Das dürfte für interessanten Stoff in den Ohren und viel Spaß auf der Tanzfläche sorgen. Dafür steht die Tanzschule Karacho mit ihrem Namen.
Und da sich Mocambo und die Tanzschule sehr schätzen, gibt es hier noch mal den Link zum MP3 Single Snippet , der neuen Mocambo Ladung, was mit dem Tanzschule Abend jetzt weniger zu tun hat. Aber Verwirrtheit macht das Leben bunt.
Und Masterquest hat in den Terminen schon darauf hingewiesen: Am heutigen Dienstag gibt es einen vollmundigen Vorgeschmack auf eine neue Reihe im Thier auf dem Schulterblatt. Da werden den ein oder anderen Dienstag Woop und Freunde neuen Funk spielen. Also guten Stuff der zwischen fettem 80ties Funk und Breakbeats mittlerweile Plattensammler und raffinierte Tänzer auf der ganzen Welt in Bewegung versetzt. Von Alice Russel bis zu Yam Who? und Zero-7.
Und zum Schluss noch was fürs Auge!
Borat zeigt den Moonwalk!

Das St.Pauli Clubheim kann jetzt gerne abgerissen werden, denn nach der waschechten Blockparty am Samstag hat das Gebäude vermutlich wirklich alles gesehen, was man als Gebilde aus Beton, Holz und Backstein so sehen kann.
mEIER hat stilecht und standesgemäß einen Hummer aus Pappe und Sprühfarbe vor das DJ-Pult gestellt, an dem die ganze Nacht massive Platten mit Hang zum Proletariat gespielt wurden. Was einem auf einer normalen HipHop Party den Abend vermiesen würde, ist aber im Kontext der Blockparty irgendwie große Kunst. Als wir ankamen versprühte E-Z Iron Cee (Cee steht für Cobra) gerade seinen Jahrmarkt Charme, der auf dem Heiligengeist Feld wie die Faust aufs Auge passte. Keb Darge, der für seine Ansagen und moderierten Raritäten berühmt ist, könnte bei mEIER gut und gerne in die Schule gehen und noch einiges lernen, was Ansagen angeht. Die Blockbrigade fand ich persönlich unterhaltsam, während meine Leute Mad Maxamom nicht ausstehen konnten.
DJ Sdag von den Fingerprints, hatte zwar einen völlig übermüdeten Flowin’ Immo im Gepäck, aber nach einem fast 3stündigen Konzert am Freitag im Knust, konnte Immo einfach nicht mehr zur wilden Stimmung beitragen. Sdags UK Sound wurde dafür aber vom gewohnt herrlichen Publikum gefressen wie deutsche Firmen von britischen Heuschrecken.
Als dann die wirklich sehr passend gestylten Coconutt Twins ihr „Set“ begannen, sind die Leute vor lauter Erwartung völlig durchgedreht. Die Coconutt Twins haben auch ordentlich prollige Songs gespielt, und mit Tabledance das Publikum weiter angefeuert, aber wenn man es genau nimmt, sind die beiden eher eine Frisurenshow mit Plattenkoffer, als DJs auch nur im weiteren Sinne. Keine Übergänge, springende CDs und statt Ahnung vom Mixer zwei Hände voll mit Plastikschmuck. Was jetzt für jede Party ein Armutszeugnis wäre, ist bei einer Blockparty aber total in Ordnung, denn das Publikum feiert einfach jeden Song, egal ob er vorwärts oder rückwärts gespielt wird, und die Leute sind immer weiter abgegangen. Wir haben am Ende einfach die schlechten Übergänge zwischen den Titeln gefeiert wie die WM in Deutschland, und 123 Bpm einfach gerade sein lassen. Dieser Trashfaktor führte dazu, dass E-Z Iron Cee mit seinen Turntableskills, die er immer gerne in der zweiten Hälfte des Abends präsentiert, fast schon etwas gestört hat. Aber zum Glück war die Kokosnuss die nicht mit Tabledance beschäftigt war, auch nicht ruhig zu stellen, und hat immer wieder ein paar Platten dazwischen geworfen.
Was sich als Hype-Seifenblase entpuppte konnte den Abend also keineswegs bremsen, denn eines muss man den Coconutt Twins lassen, sie sind augenscheinlich 2 Hardcore Partymäuse - so was wie die Hilton Sisters in der Welt von Feivel dem Mauswanderer.
Die Blockparty hat einfach ein Publikum, dass mehr damit beschäftigt ist, sich selbst zu amüsieren und zu feiern, anstatt andere Partygäste anzugaffen und cool an der Wand zu stehen, was in Hamburg leider nur selten der Fall ist. Und Ansagen von mEIER wie „ Deine Mutter arbeitet auf dem Fischmarkt – als Geruch!“ als Antwort auf Zwischenrufe aus dem Publikum als es darum ging die Party langsam zu beenden, machen diese Abende einfach legendär. Und so war es dann auch total in Ordnung um 6 Uhr Morgens völlig zerrockt nach Hause zu schlendern, und den Sonntag eher auf dem Beifahrersitz mitzuerleben.
Die Uhr neben unserer hauseigenen Lotto-Trommel tickt langsam aber sicher gen Einsendeschluss. Und zu gewinnen gibt es eine Kreuzfahrt durch die fabelhafte Welt der Blaxploitation am Samstag. Die Gewinner erhalten alle Vorzüge des freien Eintritts und die bisher beste Funkshow des Jahres. Zur Unterhaltung auf diesem Funkliner haben neben zwei großen Showbands auch noch das Blaxploitation Soulsystem angeheuert. DJ + VJ + Drummer allesamt Blaxploitation Experten und Liebhaber, an diesem Abend noch unterstütz von weiteren Musikern.

Blaxploitation Allstars vs. Mr.Moneypenny & The Soulagents
Aber auch am Freitag gibt es schon ein nicht zu unterschätzendes Spektakel, wenn Flowin’ Immo mit seiner Live Band Les Freaqz das Knust auseinander nimmt. Davor gibt es mit Gipfeltreffen noch eine der kuriosesten Neuerscheinungen der Hamburger Szene, rund um Positunes und Les Freaqz Gitarristen Leonard Mahlich.
Aber auch ohne Instrumente wird dieses Wochenende ordentlich gefeiert, wenn Massaya Sounds am Freitag Abschied vom Fundbureau nehmen, oder am Samstag die Blockparty das Clubheim St. Pauli abreißt. Helmpflicht!

*Ganz links Richard "Kush" Griffith
Richard „Kush“ Griffith, geboren am 8. August 1948 in Louisville, Kentucky, war gerade ein Teenager, als er dem Louisville Civic Symphony Orchestra beitrat. In seiner High School Band wurde er erster Trompeter und Solist, doch seine Initialzündung in Sachen zeitgenössischer Musik war erst die lokale Band Johnny and the Soul Six, mit denen Kush ein breites Repertoire schwarzer Musik von Rock'n'Roll über Wilson Pickett bis James Brown spielte. Die klassische Musikerkarriere war abgeschrieben, doch in welche Richtung sie sich entwickeln sollte, konnte noch niemand wissen.
1968. Die James Brown Revue war in der Stadt, Clyde Stubblefield und Fred Wesley genehmigten sich am Vorabend der Show ein paar Drinks und kamen mit dem Barkeeper ins Gespräch, weil sie einen Trompeter suchten. Und der Barkeeper kannte einen: Seinen Sohn, Richard Griffith. Am nächsten Tag wurde Kush Trompeter für James Brown und spielte bis 1970 auf klassischen, frühen Funk-Nummern wie „Say It Loud – I'm Black and I'm Proud“, „Give It Up or Turnit a Loose“, „Funky Drummer“ oder Marva Whitneys „What Do I Have to Do...“. 1970 gipfelten Unruhen in Browns Band schließlich in einer Meuterei, in deren Verlauf Kush kurz Musical Director wurde, bevor er neue Wege ging: Während Brown die Urbesetzung der J.B.'s versammelte, spielte Kush als Teil von Maceo & All The King's Men mit einem Großteil der alten Band „...Doing Their Own Thing“ (1970) und später „Funky Music Machine“ (1975) ein, auf denen er auch Autor und Arrangeur war.
1975 schließlich das nächste Level: Kush landet mit seinen langjährigen Weggefährten Fred Wesley und Maceo Parker und einem neuen Freund, Rick Gardner, im Camp von George Clinton. Die Horny Horns prägen als Bläsersektion den neuen Sound des Mob, der in der zweiten Hälfte der 70er Jahre die Welt eroberte. Kush spielte mit Parliament u.a. auf „Funkentelechy vs. the Placebo Syndrome“ (1977), der „P-Funk Earth Tour“ und dem resultierenden Album (1977) oder „Motor Booty Affair“ (1978), mit Bootsy's Rubber Band erstmals auf „Ahh... The Name is Bootsy, Baby!“ (1977) und „Player of the Year“ (1978), dazu wurde er Musical Director der Brides of Funkenstein.
Am Wichtigsten dürften aber die Solo-Alben der Horny Horns sein, die musikalisch perfekt in den P-Funk-Kanon der Zeit passten, jedoch zugunsten von ausgefuchsten, herrschenden Horn-Arrangements weitestgehend auf Vocals verzichteten. „A Blow For Me, A Toot For You“ erschien 1977 und wurde zur Samplequelle für Unmengen von Rap-Produktionen, „Say Blow By Blow Backwards“ folgte 1979. (Einige unveröffentlichte Tracks wurden 1994 als „The Final Blow“ nachgeschoben.) 1980 spielte Kush noch auf „Trombipulation“, Bootsys „Ultra Wave“ sowie auf Alben der Spin-Offs Sweat Band und Parlet, bevor ihn lange ignorierte gesundheitliche Probleme allmählich dazu zwangen, kürzer zu treten. Seine Diabetes führte zu Nierenversagen, Ende der Achtziger erblindete Kush.
Während dieser Zeit tauchte er regelmäßig auf Bootsys Solo-Alben sowie auf einigen Clinton-Projekten auf, und obwohl die genauen Zeitangaben schwer zu bestätigen sind, arbeitete er in den folgenden Jahren immer weiter: Er tourte mit Bobby Byrd, Buddy Miles und Marvin Gaye, arbeitete eng mit Rick Gardner zusammen und befasste sich immer mehr mit dem Blues. 1995 zwangen ihn die Krankheit und sein fortwährender Drogenkonsum, die Musik vorübergehend vollständig aufzugeben.
In den letzten Jahren war Kush wegen einer Verengung des Wirbelkanals an den Rollstuhl gefesselt, auf Dialyse angewiesen, hatte Herzprobleme, Aneurysmen und Arthritis. Aber er war wieder clean, nahm weiter Musik auf. Im Mai 2006 erschien sein letztes Album „Kush & His Blues meet Funk Mediocre“, zur gleichen Zeit trat er sogar noch einmal mit George Clinton und den P-Funk Allstars auf.
Am 18. Juni 2007 starb Richard „Kush“ Griffith an einem Herzinfarkt.
Rest in P.

Das Kind in der TV-Werbung weiß genau was gut ist. Liebevoll presst es die neue Tubenwurst schön dick aufs Brot für die Mama. Und dank ordentlicher Vorarbeit im Kindergarten (Frühkindliche Sensibilisierung) gestaltet das Kind ein fröhliches Gesicht aus Presswurst. Woher kommt bloß diese scheinbar menschliche Sehnsucht nach Fleischwaren in Gesichtsform? Fast überall wo sich Lebensmittel hinter einem Antlitz verbergen ist Knochenmehl enthalten. Billy die lachende Wurst, die mühelos auch eine Sendung auf MTV hosten könnte, so charakterstark sind die Gesichter des jugendlichen Fernsehens mittlerweile, hat es vor gemacht. Auch in allen möglichen Haribo Produkten, die ja auch gerne mit Gesicht daherkommen, ist Gelatine aus feinstem Tiergebein. Und jetzt kommt auch die neue Tubenwurst mit dem Serviervorschlag Gesicht. Der Größte Traum der Menschheit ist nach wie vor das Fliegen, aber der zweitgrößte Traum ist Gesichtswurst! Bald schon wird in der UN Charta ein Passus zum Thema Wurst mit Mimik eingeführt...
Okay, ich habe vergangenes Wochenende nicht viel geschlafen. Und Spaß hatte ich auch nicht wirklich. Ich hatte es eher mit charakterschwachen Hackfressen und Wurstköpfen zu tun. Ganz nebenbei musste ich Publikum durch einen dreistündigen Parcours gespickt mit Laientheater führen, und mir im Anschluss um 05:00 „Sieg Heil“ Gesänge von Mazedonischen Vollbroten anhören, die entweder nicht wussten was sie da singen, oder ihre Gastgeber ärgern wollten.
Aber dafür kam heute per Myspace die frohe Kunde, dass Bramfelds Most Demented Funkband Mocambo wieder mal einen Schwung schöner 45s präpariert hat, und ab jetzt an die Bevölkerung verhökert. Dabei ist Mocambo nicht nur Band sondern auch kleines Plattenlabel, das andere Künstler veröffentlicht.
Hier ein kleiner Vorgeschmack auf die 5 Singles inkl. Speedometer, James Taylor, Gianpiero & Gianfranco Reverberi und dem weltberühmten aber raren „Crazy“ Sample, den Mocambo Allstars und einer mysteriösen Steeldrum Band aus Bacao.
Die ersten 3 Singles gibt es schon jetzt bei Underpressure und Vinylism.de, und die komplette Fuhre dürfte es in 3 Wochen geben. Dann auch in anderen schönen Plattenläden der Stadt, wie zum Beispiel Groove City. Das zieht die Wurst vom Teller! Wer rechtzeitig seine Singles sichern will (nur 300 Stück pro Single!), der sollte sich mit bjoern[klammeraffe]mocambo.de per E-Mail in Verbindung setzen.
Und immer schön von HamburgFunk grüßen!
Ja eigentlich hätte ich gerne die neusten Massiv Exclusiv Videos am Start, aber stattdessen haben wir erbauliche Videokunst. Kein bisschen Skandalträchtig, und doch unverschämt gut. Das erste Ryoma Video ist in den letzten Wochen in Stuttgart entstanden, wo Ryo mittlerweile Sprachwissenschaften studiert, oder war es Sprecherziehung? Aber es geht hier nicht um mögliche Studiengänge in Stuttgart, sondern um ein ausgezeichnetes Video, das einigen Majorproduktionen das Wasser reichen und sie nass machen könnte. Aber wie Namjo in seinem Augenzeugenbericht aus Heiligendamm schon verdeutlicht, ist es mit der Demokratie in diesem Lande nicht mehr so weit her, und wir können noch länger darauf warten, dieses Kleinod im Fernsehen zu sehen. Deswegen sollten interessierte Menschen sich bei Myspace umschauen, wo es neben dem Video noch 3 andere Tracks von Ryoma gibt. Anspieltipps in meinen Ohren sind “Stillstehen“ und „Sunshine“, aber vielleicht mag ich auch einfach nur Titelnamen mit ‚S’
Ach ja, Maseo ist am Freitag zu Gast im Assoto Sounds Connaisseurs Klub, letztes Mal konnte die Teddybär DJ Legende von De La Soul durchaus überzeugen, auch wenn sein Set scheinbar auf der ganzen Deutschland Tour das gleiche war.
Wer es etwas kuscheliger möchte, der sollte in den 13.Stock einkehren, wo die Fingerprints einen Freund aus Frankfurt an die Regler bitten. HamburgFunk verlost in dieser Sache auch 3x2 Plätze auf der Gästeliste.
Man hätte am letzten Donnerstag friedlich bei den Sitzblockaden den Gitarrenspielern zuhören können und vor dem G8-Gipfelort umgebenden Zaun sich durch die Felder von Wasserwerfern besprenkeln lassen – es war eh unerträglich heiß. Oder man kann auch wie ich ohne stichhaltige Beweislage 18 Stunden mit Kabelbindern gefesselt in diversen Zellen verbringen. Im Kampf um die Medien- und Meinungsmacht scheint für das System jedenfalls kein Mittel zu übertrieben oder gar illegal zu sein. Die Taktik ist klar: Was würde passieren, wenn man einen 12 Millionen Euro Zaun baut, ohne Bundestagsabstimmung die Bundeswehrhelikopter mit Infrarotkameras nachts patroullieren lässt, die Marineschiffe durchs Wasser kreuzen lässt, Luftabwehrspezialeinheiten stationiert, den größten Polizeieinsatz der deutschen Geschichte inszeniert – und nichts passiert? Wie könnte man das dann rechfertigen?
Somit existieren zwei Welten: Die eine gibt „amtliche“ Statistiken an die Pressestellen raus, die gierig als Sensationsmeldungen medial aufs Volk geballert werden. Die andere besteht aus der direkt erfahrbaren Welt durch Augenzeugenberichten und den wenigen noch vorhanden kritischen Blättern in Deutschland. In der einen Welt versuchte man durch die „Terroristendurchsuchung“ in der roten Flora taktvoll die G8-Demonstranten schon im Vorfeld zu kriminalisieren, um etwaige Sympathisanten die Identifikationsgrundlage zu entziehen. So war es ein leichtes den schwarzen Block am Samstag in Rostock mutwillig zu provozieren, damit die entfachte Gewalt jedem verdeutlicht: Mit gehangen, mit gefangen. Dabei wurden angeblich 41 Polizisten schwer verletzt. Normalerweise existiert aber eine klare Definition, wer per Straßenverkehrsunfallstatistikgesetz (StVUnfStatG) als Schwerverletzter gilt und wer nicht – am Wochenende wurde das Gesetz nicht angewandt. Die meisten Verletzten neben den bestätigten zwei Knochenbrüchen gingen auf das Konto der Bullen, die dermaßen unkoordiniert waren, dass sie sich gegenseitig mit Tränengas bombadiert hatten. An den nächsten Tagen war dann die Rede von Steineschmeißern, die sogar mit Nägeln bespickte Kartoffeln als Wurfwaffen benutzt hätten. Derartiges will aber kein Augenzeuge berichten. Wenn dies stattgefunden hat, dann unter totalen Ausschluss der friedlichen Demonstranten. Stattdessen wurden Inhaftierte wegen Landfriedensbruch und grober Körperverletzung per Schnellverfahren mit bis zu zehnmonatiger Freiheitsstrafe ohne Bewährung verknackt – hämmert den Judas an den Pranger!
Die Spitze der Dreistigkeit waren jene Meldungen, die verlautbarten, dass die Clown-Demonstranten Säure in ihren Wasserspritzpistolen hätten, wobei die Einschleusung von V-Männern, die den Auftrag erhielten, Demonstranten zu gewalttätigen Aktionen anzustacheln, nun der ganzen Geschichte einerseits das Sahnehäubchen aufsetzt und andererseits die gesamte Taktik beweist. Der RAV (Republikanische Anwältinnen- und Anwaltsverein) hat schon Klage eingereicht, so auch in den Fällen der Gefangenenunterbringung in der Gefangenensammelstelle in Rostock. Und somit will ich hier meinen kurzen Augenzeugenbericht abgeben, um obiges zu untermauern. Wie so viele Demonstranten auch, wollte man sich eigentlich bei dem legal angemeldeten Sternenmarsch am Donnerstag beteiligen. Das Bundesverfassungsgericht erweiterte die ursprüngliche Bannmeile von 200 Metern am Mittwoch dann um weitere 4800 Meter. Die überhebliche Entscheidung setzte durch einen windigen Trick eines unserer wichtigsten Gesetze außer Kraft: Unsere Versammlungsfreiheit. Und die wollte sich keiner der Angereisten nehmen lassen. So wollte man dennoch friedlich in kleineren Grüppchen zum Zaun aufbrechen. Doch noch vor der Bannmeile wurde ich von Bullen eingekesselt, die mich freundlich baten mitzukommen. Ich habe mich also noch nicht einmal des Vergehens des Landfriedensbruches schuldig gemacht – was sollte mir außer einem Platzverweis schon passieren? Als dann aber immer mehr Demonstranten aus dem Waldgebiet zusammengepfercht wurden und uns der Grund mitgeteilt wurde, dass man unter Verdacht stehe, brennende Barrikaden errichtet zu haben, wusste ich, was mir bevorstand: Ein Tag in Gewahrsam. Unter der brütenden Hitze wurden vier Stunden lang die Personalien aufgenommen, dann wurde ich in eine Einzelzelle in den Bus gesteckt, mit Kabelbindern gefesselt, in eine Zwischenlagerstätte (Garage) gesteckt, wo den Insassen mehrfach der Wunsch nach Wasser, Essen und Kaffee sowie der Anruf beim Anwalt verweigert wurde (es gab laut Bullen keine Telefone) und dann in die Gefangenensammelstelle nach Rostock gebracht. Bis zur Vorführung zu unserem Haftrichter des „Schnellverfahren“ verging Stunde um Stunde. So saß ich mit 21 anderen Demonstranten in Zelle 16. Man verteilte sich auf den 0,3 Millimeter dünnen Isomatten im grellen Licht der Lagerhalle. Und wenn man eine Sammelstelle für 400 Insassen wie ein Knast konzipiert (jeder Klogang und jede Nahrungseinnahme wurde per Haftnummer registriert), dann benötigt man natürlich nur ein Telefon, damit jeder sein Grundrecht auf einen Anwaltsanruf wahrnehmen konnte. Das Telefon war natürlich ständig besetzt, der Sammelanruf unserer Zelle erfolgte vier Stunden später. Aber einmal von den ständigen Schikanierungen der Polizisten abgesehen und zurück zum Wesentlichen: Alle „Knastbrüder“ waren ohne jegliche Beweislage wegen der Vermutung inhaftiert, man hätte eine brennende Barrikade errichtet. Keiner von ihnen wurde auch nur annähernd in der Nähe einer Straße aufgegabelt, wurde beim Tatvorgang gesehen oder trug stichhaltige Beweise mit sich. Das bunte Foto der Demonstranten hätte ich gerne fotografiert: Wenn das die üblen Brandstifter und Terroristen wären, dann könnte man Hans Beimer und Else Kling vorwerfen, sie seien Mitglieder des „schwarzen Blocks“ und verbarrikadieren jeden ersten Mai die Lindenstraße.
Natürlich gab es auch kein Gerichtsverfahren. Die Bullen wussten doch selber, dass sie mutwillig die Falschen inhaftiert haben, damit sich der Knast auch wirklich gelohnt hat. Um Punkt zwölf, so als war es schon von Anfang an klar, ließ man uns alle ohne Vorführung zum Haftrichter gehen. Wie sich später herausstellte, wussten die Zivibullen bereits am Mittwoch von einer „Aktion“, aber ebenso wussten sie auch um die Tatsache der vielen Unbeteiligten in dem Waldstück. So hielt man mich und 140 andere „Brandstifter“ 18 Stunden lang fest, um nur einem Grund genüge zu tun: Den Medien wieder eine schöne Statistik zu liefern. Metaphorisch wurde also irgendwo eingebrochen; dann hat man alle Menschen in dem Viertel inhaftiert, um den Medien berichten zu können, dass vermutlich 140 Einbrecher einer Terrororganisation ein Haus gestürmt hätten. Man kann derartige Geschichten überall nachlesen und es wird zukünftig noch juristische Folgen haben – und es stimmt! In diesem Land wurde für eine Woche die Grenze des Legalen bis zum Äußersten ausgereizt und oftmals auch überschritten, nur um eines zu rechtfertigen: Den von Anfang an übertriebenen Einsatz von Polizeikräften und der Kriminalisierung von friedlichen Demonstranten, die sich so bunt gestalteten, dass sie das Spektrum eines schwarzen Blocks um ein unvorstellbar Vielfaches sprengten. Ich zitiere einen „Brandstifter“ aus meiner Zelle (55 Jahre, Familienvater aus Frankreich): „Why? Why am i here? What is wrong with this world?“
Tja, was läuft falsch mit dieser Welt? Es wurden wieder Versprechungen und Absichtserklärungen ausgehandelt ohne jegliche bindende Ratifizierung und Repressionsmaßnahmen. Und es wird wieder wie jedes Mal nichts in die Tat umgesetzt. Und es wurde eine artifizielle Welt von der Pressestelle der Polizei inszeniert, die nun skandalierend von den Medien zerfetzt wird. Zum Glück kann man sagen. Denn die Schlacht um die Köpfe haben die Demonstranten in den Feldern gewonnen. Vielleicht ist ja doch noch nicht Hopfen und Malz in diesem Land verloren, wenn sich nicht alle manipulieren lassen. Es gibt Hoffnung, wenn Herr Müller aus Bad Bramstedt heimlich Public Enemy hört, die Bild aufschlägt, mit dem Kopf schüttelt und denkt: „Don’t belive the hype!“

Neulich, als ich wieder mal Pfeife rauchend auf meiner Veranda, ein paar Kerzen anzündete, um mich gediegener Lektüre und köstlichem Tropfen zu widmen, bekam ich einen Anruf. Ich legte die Pfeife beiseite, gab Acht auf die Kerzen, nahm den Hörer ab, und lauschte gespannt der Stimme von Falk Schacht, während ich die Capri Sonne im bauchigen Glas kreisen lies, um das Aroma zur vollen Geltung kommen zu lassen. Falk wollte nur kurz mitteilen, dass HamburgFunk.de in der neuen „Jazzthing“ als Link für Deep Funk & Raw Soul auftaucht. Ich hatte die „Jazzthing“ selbstverständlich bereits gekauft, und hätte sie direkt nach dem Wirtschaftsteil der Zeit, aufgeschlagen, hätte Falk nicht meinen Leseplan umgeworfen. Ich paffte also passioniert und richtete die Kerzen für einen guten Schein, auf die lohnenswerte
Lektüre, über Jazzgrößen und Deep Funk. Und in der Tat werden viele wissenswerte und relevante Ereignisse und Bands vorgestellt. Unter der Leitung von Götz Bühler, der, so sagt Herr Schacht selbst, aussieht wie Herr Schacht, haben viele Autoren, deren Namen man aus der Szene kennt, eine kleine Sammlung zusammengestellt. Und ja, HamburgFunk.de wird als Link genannt. Gut erkannt werte Jazzthing Redaktion! Und einige interessante Interviews und Artikel finden sich neben dem Link selbstverständlich auch noch.
Ebenfalls entdeckt hat uns das Nepomag aus Göttingen, die Master Quest eher dadaistischen Artikel über Bushido und Funk als Anlass nahmen uns gleich zwei mal zu verlinken. Sowas entgeht unserer Serverstatistik natürlich nicht, und in Zukunft wird uns auch das Nepomag nicht entgehen. Neben Fakten über Eichhörnchen Sperma (Master Quest ist begeistert) gibt es ein paar Reviews, die wir auch gerne gemacht hätten, aber nie dazu gekommen sind.
Und jetzt das Wetter.